Dienstag, 14. September 2010

kombiniere, kombiniere!

Wie sich alles zusammenfügt...

















Erik Schnaitl, Jahrgang 1977, war als Impulsgeber in den Club-2-Hundert vom 11. September 2009 zum Thema "Das lebendige Dorf" geladen.

Leopold Kohr, Jahrgang 1909, war als Anlassgeber für die Exo-200-Kulturfahrt vom 9. Mai 2009 zum Thema "Das menschliche Maß & der maßlose Mensch", Teil 1: Seeham gefunden.

Arthur Schnitzler, Jahrgang 1862, war ebenso Anstoßgeber für besagte Exo-200-Kulturfahrt vom 9. Mai 2009 zum Thema "Das menschliche Maß & der maßlose Mensch", Teil 2: Salzburg.

Und die (Zusammen-)Fügung?

Erik Schnaitl und Fairkehr erhalten am 5. Oktober 2010 den Leopold-Kohr-Förderpreis. Und Arthur Schnitzler hat dazu das passende Bonmot, also das Wort, wo gut ist:
"Bereit sein ist viel.
Warten können ist mehr.
Doch erst: den rechten Augenblick nützen können ist alles."

8 Kommentare:

  1. Der Leopold-Kohr-Preis wird für soziale, kulturelle und ökonomische Projekte verliehen, die der Philosophie Leopold Kohrs entsprechen.

    Ausgezeichnet werden Projekte und Werke, in denen sich folgende drei Kernaussagen Leopold Kohrs zentral wiederfinden:

    1. Das menschliche Maß: Überschaubarkeit - Persönlichkeit - Nachhaltigkeit

    2. Entwicklung ohne Hilfe: Eigenständigkeit - Selbstachtung - Selbstversorgung

    3. Durch Entschleunigung zum Erfolg: Humor - Autonomie und Gemeinsamkeit - Vielfalt

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  2. Exo 200 Blogspot dokumentiert die Dankesrede von fairkehr und Erik Schnaitl zur Leopold-Kohr-Förderpreis-Verleihung am Dienstag, 5. Oktober, in Salzburg. Eine Dokumentation in vier Teilen:

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  3. [1] Herzlichen Dank, vielen Dank.

    Stellvertretend für den Verein fairkehr darf ich den Preis entgegen nehmen.

    Im Zuge der Leopold Kohr Preisverleihung hab ich mir Gedanken gemacht, wie eigentlich mein
    Weg zu dieser Preisverleihung war und ich bin drauf gekommen, dass eine Abfolge von „Zufällen“ dazu geführt hat hier zu sein, wo ich nun bin.

    1) So der Zufall, dass mir vor etwas mehr als vier Jahren Johann Berger, aus Tarsdorf (OÖ), die Biografie von Leopold Kohr – geschrieben von Gerald Lehner – geliehen hat. Bis dahin hab ich von dem Philosophen Kohr noch nichts gewusst. Ich hab das Buch mit großem Interesse
    gelesen, bzw. das Buch eigentlich „gefressen“. Sofort war mir klar „i versteh was er meint“ und
    „i glaub i habs gecheckt“. Obwohl ich kein weiteres Buch mehr von Kohr gelesen habe, wusste
    ich „Ich bin Kohrianer!“. Nicht Nord und auch nicht Süd, sondern Leopold Kohrianer.

    2) Ein weiterer Zufall war, dass mich Herbert Killian vor drei Jahren angerufen hat und gefragt hat ob er die fairkehr Homepage betreuen und gestalten darf. Lukas Uitz und Fang Liang He sind mir auch irgendwie „zufällig“ in die Hände gelaufen, bzw. ich Ihnen in die Hände.
    Gemeinsam haben wir das fairkehrte Fest, Ende Mai 2010, in der St. Julien Straße von Salzburg
    organisiert und viele weitere zusätzliche Bewusstseinsbildungsaktionen veranstaltet.

    3) Der nächste Zufall war, dass ich über das Tauriska Magazin gestolpert bin, wo das Leopold Kohr Preisausschreiben zu lesen war. Wir haben uns beworben und freuen uns sehr über den
    Leopold Kohr Förderpreis.

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  4. [2] Ich wurde auch gebeten etwas zur Bedeutung von Kohrs Philosophie für fairkehr zu erzählen.

    Seine Aussagen „Das menschliche Maß“ und „Das Finden der idealen Größe“, laden ein die Dualität – Auto ist schlecht und ÖV, Radfahren und zu Fuß gehen ist gut – hinter sich zu lassen. Wir sind gefordert zu überlegen wie viel Autoverkehr braucht eine lebendige Gesellschaft und ab welcher Autoverkehrsdichte wird die Lebendigkeit einer Gesellschaft zerstört.

    Die ideale Autodichte, das menschliche Maß an Straßen oder eine menschliche Gestaltung der
    Straßen für eine hohe Lebensqualität, dazu regt uns Kohr an nachzudenken. Interessant für uns
    ist, dass dabei noch viele Menschen mitkönnen. Wir – und viele andere Menschen auch – glauben, dass wir momentan zu viele Autos und zu viel Verkehr haben. Politik, Gesellschaft und Wirtschaft können das meistens noch Mittragen.
    Für uns die entscheidende Frage ist dabei: „Was braucht es für einen (politischen) Rahmen zum
    Erreichen der idealen Größe?“. Und da scheiden sich dann die Geister. Unserer Meinung braucht es zur individuellen menschlichen Entfaltung eine klare Einschränkung von Technik und Auto. Weil freie Fahrt und freie BürgerInnen geht unserer Meinung nicht.

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  5. [3] Dazu drei Überlegungen von uns, immer unter der Berücksichtigung, dass wir zum
    menschlichen Maß an Verkehr, Straßen, Autos, … gelangen wollen und unter dem Ziel, dass
    dabei hohe bedürfnisorientierte Mobilität mit toller Lebensqualität gegeben ist.

    1. Neue Straßen bringen neuen Verkehr.
    Wenn wir wissen, dass neue Straßen neuen Verkehr bringen – und die letzten Jahrzehnte zeigen das ganz deutlich – dann ist eine logische Folge daraus – wenn wir wirklich das menschliche Maß erreichen wollen – keine weiteren Straßen mehr zu bauen. Also ein 0€ für den Aus- und Neubau von Straßen. Vielleicht sogar einen Rückbau bzw. eine Renaturierung der Straßen wie in
    Seoul (Südkorea). Bei den Flüssen wird mittlerweile schon renaturiert.

    2. „Slow is beautiful“ angelehnt an small is beautiful.
    Ein Freund und Bekannter von Leopold Kohr, Ivan Illich, hat geschrieben, dass die soziale
    Gerechtigkeit einer Gesellschaft zerstört wird, wenn die Transportgeschwindigkeit 25km/h übersteigt. Wir glauben, nur bei langsamen Geschwindigkeiten kann (neues) soziales und/oder wirtschaftliches Leben entstehen. Bis jetzt hab ich nur im Stillstand Geld ausgeben können und Menschen kennen lernen können. Wie die Lebensadern im menschlichen Körper, die Blutbahnen. In den tausenden Kilometern der Kapillaren findet der lebensnotwendige Austausch zwischen Blut und Zelle statt. Wird diese Geschwindigkeit im Blut erhöht, kann kein Austausch mehr stattfinden und die Zellen
    sterben ab. Wir glauben in unserer Gesellschaft ist das ähnlich, sobald wir die Geschwindigkeiten über das menschliche Maß erhöhen.

    3. Ein weiterer Freund und Kohr Anhänger, Hermann Knoflacher, ist der Meinung, dass …
    „die Ursache für die heutigen Probleme […] in der Organisation der Anfangs- und Endpunkte der Wege und nicht im Fließverkehr!“ liegt. Das heißt für uns, dass der Parkplatz vor der Wohnung, vor dem Büro, vor dem Einkaufszentrum, vor dem Kino,… die Ursache für den heutigen Verkehr ist.
    Wenn wir das wissen, sind wir dann bereit als gesunde Menschen 200-300m zu Fuß zum Parkplatz zu gehen? Zum Ein- und Ausladen vor die Tür fahren und Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung auch vor der Tür parken, der Rest gönnt sich einen Spaziergang von 200-300m.

    So verstehen wir die Leopold Kohr Theorie und dafür wollen wir auch in Zukunft Lobbying
    betreiben. Dieser Preis gibt uns zusätzlich Mut dafür.

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  6. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  7. Es reicht uns nicht auf die Vernunft der einzelnen Menschen zu setzen, wir wollen klare
    gesellschafts-politische Vorgaben, damit es logisch und rationell ist zu Fuß zu gehen und mit dem Fahrrad zu fahren.

    Z.B. heute sind meinetwegen sehr viele InnviertlerInnen nach Salzburg gekommen, zu Ihnen sagen „Ihr dürft heute nur mit 25km/h nach Hause fahren“ obwohl die Straße und auch das Auto die 6 fache Geschwindigkeit hergibt ist scheinheilig und ich bräuchte mich auch nicht mehr im Innviertel blicken lassen. Außerdem wenn ich mit dem Fahrrad nach Tarsdorf fahre, dann überschreite ich auch die 25km/h und radle mit 30km/h durch die Landschaft.

    Falls jetzt jemand Angst bekommen hat, dass wir jemanden etwas wegnehmen wollen, dann kann ich euch beruhigen, wir wollen niemanden etwas wegnehmen, es geht einfach um die Freiheit der Menschen, nicht um Hafterleichterung sonder um Freiheit. Mit dem Wissen, dass all der zusätzliche Verkehr in den letzten 30-40 Jahren keine Mobilitätssteigerung gebracht hat, welche schon lange auf konstantem Niveau – bei ca. 3 Wege pro Person und Tag, sowie bei 60-70 Minuten Wegzeit pro Person und Tag - liegt.

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  8. [4] „An ihren Früchten werdet Ihr sie erkennen“ hat jemand vor 2000 Jahren gesagt, das gilt auch für uns und weil wir uns zum Ziel gesetzt haben erlebbar zu machen wofür wir stehen und was wir sagen – wie in der St. Julien Straße wo wir erlebbar machten, welche Lebensqualität
    einkehrt, wenn das Auto draußen ist – so probieren wir es auch heute.

    Deshalb lade ich euch zu einer gratis Umarmung ein. [Kartonschild mit der Aufschrift GRATIS UMARMUNG]

    Änderungen gehen vom Herzen aus!
    „Wir sind Kohrianer“

    Vielen Dank! [Wilfried Haslauer, Günter Burkert-Dottolo, Susanne Vötter und Alfred Winter werden auf der Bühne umarmt.]

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