Montag, 13. Mai 2013

Festschrift und Freilicht

Ende März feierte das Projekt Z´samschaun ja die Fertigstellung der Festschrift "1705 am Unteren Inn. Eine Materialsammlung zur Meindlfeier im Rahmen des Projektes Z´samschaun am Unteren Inn".



[Bild: Deckblatt der Schrift "1705 am Unteren Inn"]

Ende April gratulierten dazu die Freilichtspiele von Aidenbach mit einer Sondervorstellung im München. Und auch hier war es am Ende die blasse Gestalt im schwarzen Gewande, die frohlockte: "G´wunna hod z´letzt nur unseroans!"

Weitere Aufführungen des Freilichtspiels "Lieber bairisch sterben... Aidenbach 1706" womöglich in anderer Besetzung im Juli 2013.

Donnerstag, 9. Mai 2013

Erinnern und Gedenken und Exo 200



Erinnern und Gedenken in Oberösterreich. Eine historische Skizze der Erinnerungskultur für die Opfer des Nationalsozialismus, verfasst von Florian Schwanninger. In: Mitteilungen des OberösterreichischenLandesarchivs, 23. Band, Linz 2013

Aus dem Kapitel „Erinnern und Gedenken in den 2000er Jahren. Zwischen Dezentralisierung, Normalisierung und Historisierung“ [Seite 278ff]:
[…] Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus sollte in den 2000er Jahren nach einem schwierigen Prozess auch langsam in den ländlichen Orten ankommen.

[…] Auf regionaler Ebene kam es [im Gedenkjahr] 2005 zu einigen wenigen, aber durchaus innovativen Gedenkprojekten, die u. a. Opfergruppen umfassten, die lange Zeit umstritten waren bzw. keine Beachtung gefunden hatten.
[…] Im Bezirk Braunau führte eine eintägige Busfahrt mit dem TitelVerfolgung& Widerstand im Bezirk Braunau 1938 – 1945. Eine Erfahrung mit Zeitgeschichte“ an verschiedene Orte, die in Verbindung mit Widerstand und Verfolgung während der Jahre 1938 bis 1945 stehen. […] Dieses Gedenkprojekt steht für die in den 2000er Jahren gewonnene Breite des Zugangs zum Thema Nationalsozialismus bzw. zu dessen Opfergruppen.

[…] Im Jahr 2006 kam mit der Verlegung von so genannten „Stolpersteinen“ eine weitere dezentrale Form des Erinnerns an die Opfer des Nationalsozialismus in Oberösterreich hinzu. […] Durch die Verlegung der Steine vor den Wohnhäusern soll die Erinnerung in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden, dorthin, wo diese Menschen lebten. […] Seit 2010 erinnert in der Gemeinde Weng ein „Stolperstein“ an den ermordeten Sinto Klemens Rosenfels.

[…] Ein interessanter Prozess zur Stärkung der regionalen Identität durch die Erinnerung an den Nationalsozialismus ist in jüngster Zeit im Bezirk Braunau/Inn im Rahmen des Projekts „Friedensbezirk Braunau am Inn“ zu beobachten. […]

[…] Das Schicksal der über Jahrhunderte in Oberösterreich lebenden so genannten „Zigeuner“ – hauptsächlich handelte es sich dabei um Sinti – deren „plötzliches Verschwinden“ in den Jahren 1940/41 nach 1945 zu den großen „Geheimnissen“ in zahlreichen oberösterreichischen Orten gehörte (und gehört), wurde mit den beginnenden 2000er Jahren vor allem aufgrund des Engagements von Einzelpersonen und lokalen Vereinen aufgearbeitet.
[…] Einen wichtigen Impuls für die Beschäftigung mit der Geschichte der Sinti in Oberösterreich gab die Veröffentlichung von Ludwig Lahers Roman „Herzfleischentartung“ im Jahr 2001..[…Die] Publikationen und Dokumentationen über die Sinti in Oberösterreich sowie das Lager Weyer regten auch die „Wiederentdeckung“ der Geschichte der „Zigeuner“ in einigen Gemeinden an, wo ihre Existenz zum Teil über Jahrhunderte nachweisbar ist. Ludwig Laher und der Verein Erinnerungsstätte Weyer spielten dabei oftmals eine unterstützende Rolle. So kam es in Bachmanning, Buchkirchen, Hochburg-Ach, Kollerschlag oder Weng zu verschiedenen Formen der Beschäftigung mit den über lange Zeit in diesen Orten nachweisbaren „Zigeuner“-Familien.
In der kleinen Gemeinde Weng im Bezirk Braunau wurde 2009 von einem lokalen Kulturverein ein Dokumentarfilm über die Sinti-Familie Rosenfels angefertigt, in dem unter anderem ZeitzeugInnen über ihre Erinnerungen an die Mitglieder dieser in der NS-Zeit ausgelöschten Familie berichten. Die Präsentation des Films „Die Rosenfels – Eine Familie aus Weng“ fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung im örtlichen Gasthaus statt. Gedenkveranstaltungen und –projekte gab es noch in Hochburg-Ach, wo 2004 in Privatinitiative ein Gedenkkreuz in der Nähe des ehemaligen „Zigeunerhäusls“ errichtet wurde, in Buchkirchen und Bachmanning. Die Reaktionen der Bevölkerung in diesen Orten waren dabei durchwegs positiv. ZeitzeugInnen erzählten von ihren überwiegend positiven Erlebnissen und holten Bilder hervor – zumeist Erstkommunionsbilder, auf denen ein Sinti-Kind zu sehen war, das sich durch die Hautfarbe etwas von den anderen Kindern abhob. Symptomatisch für den Umgang mit den während der NS-Zeitnahe zu zur Gänze ausgelöschten Sinti-Familien ist jedoch die Aussage vieler ZeitzeugInnen: „Auf einmal waren sie weg!“
Die erwähnten Projekte im lokalen ländlichen Umfeld konnten in Anspruch nehmen, dass sie einen wichtigen Teil zur Zurückholung der Sinti in das öffentliche Bewusstsein leisteten und nicht zuletzt auch Klarheit um das nebulöse Verschwinden dieser „etwas anderen“ MitbürgerInnen schufen bzw. dieses in die rassistische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten einordneten.

Eine umfassende Geschichte der „Zigeuner“ in Oberösterreich wurde schließlich im Jahr 2010 in der vom Oö. Landesarchiv herausgegebenen Reihe „Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus“ publiziert. […] Landeshauptmann Pühringer betonte bei der Präsentation den Wert der Aufarbeitung der Vergangenheit für ein „respektvolles Miteinander, […] gleichberechtigte Akzeptanz, [und] gesellschaftliches Lernen“.

[…] Die Eröffnung des „Verschütteten Raumes“ im November 2011 im Schlossmuseum Linz knüpfte an die geschilderte Integration „vergessener“ Gruppen in die oberösterreichische Erinnerungskultur an. Dieses Projekt versucht, zwei über Jahrhunderte in Oberösterreich ansässige Gruppen – die jüdische Bevölkerung sowie Sinti und Roma – wieder in die „offizielle“ Darstellung der Landesgeschichte (zurück) zu holen.

Resümee und Ausblick: […] Ein besonders wichtiges Ziel neben dem würdigen Gedenken an die Opfer muss es heutzutage sein […] die Ereignisse der NS-Zeit in adäquater Form an die kommenden Generationen zu vermitteln. Hierfür wird es kaum reichen, wenn jeder Ort von Terror und Verfolgung mit einer Gedenktafel oder einem Mahnmal markiert wird, wenn mittels Straßennamen und auf Denkmälern der Namen der Opfer gedacht wird. Eine adäquate Vermittlung im Sinne der Menschenrechtserziehung, die Verknüpfung von historischen Ereignissen mit aktuellen Fragestellungen im Bereich der Demokratie, im Umgang mit Fremden oder zu bedenklichen Entwicklungen im medizinisch-ethischen Bereich, ist daher von besonderer Bedeutung. […]