Freitag, 16. Dezember 2011

Winterweihnachtswichtelwandern

Die Verhandlungen sind geführt, die Vereinsveranstaltung steht fest, darob das Aviso:

Die Winterweihnachtswichtelwanderung 2011 wird zur Friedenswallfahrt für die Freiheit








"und die Libertät emporheben"
Die Achse der Guten
Johann Georg Meindl und der Wirt von Schweigertsreith


1706 Die Bayerische Volkserhebung war niedergeschlagen, die Kaiserliche Administration begann umfangreiche Untersuchungen. Aus dem „gütlichen Examen eines alten zur Rebellion der Bauern zugezogenen kurfürstlich bairisch gewesenen Provisioners zu Mattighofen", niedergeschrieben in München, 20. Juli 1706:

Verhör: Kennt er von den Bürgern und Bauern, die dergleichen Ausübung taten, keinen?

Augustin Gesell (70): Er hört gar schlecht und konnte daher das wenigste unter dem rebellischen Tumult vernehmen. […] Er hörte aber sagen, dass unter anderen ein Wirt, der aber entlaufen und dem das Haus abgebrannt worden ist, sowie der Meindl die Haupturheber gewesen seien.“

Bereits am 2. März 1706 fanden sich unter den sechzehn Namen der „Liste über die Haupträdelsführer bei dem vorgewesenen Bauernaufstand Unterlands“ auch „der Hauptrebell Meindl sambt dem Würth von Schweigsroidt“.

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2011 Das Kulturkombinat Exo 200 folgt der Achse der Guten von 1705/06 und begibt sich am Mittwoch, 28. Dezember auf WWWW/(F)W von Weng nach Schweigertsreith.



6 Kommentare:

  1. ich bin trotz allem der Meinung, es heisst "Winterwichtelweihnachtswanderung", im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss...

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  2. Karthago werden wir wohl links liegen lassen müssen, dennoch führt die Wichtelweihnachtswinterwanderung 2011 zu (zumindest) sechzehn Themenstationen, die da wären:


    1| Treffpunkt Alte Post/ Vereinsraum Exo 200. Der Kulturverein Exo 200 machte sich anno 2005 auf die Suche nach den Spuren von Johann Georg Meindl, entdeckte die Geschichte eines bewegten Lebens und weckte mit einem Dokumentarfilm die Erinnerung an den Freiheitskämpfer. Seitdem schreibt Exo 200 diese Erinnerung fort.

    2| Gasthaus Zillner, vormals Tafernwirtshaus Nummero 37, anno 1682 das Geburtshaus von Johann Georg Meindl. Noch im Jahr 1707 erregt das Wirtshaus die Aufmerksamkeit der Administration, als sich die Weltlerbuam die Sträußlein an den Hut stecken und Joachim Deixler, der Wirt, abermals von Rebellion redet.

    3| Pfarrkirche Weng, am Hochaltar von 1668 das Allianzwappen von Bayern und Savoyen. Dazu die Legende: Kurfürst Ferdinand Maria und Gemahlin Henriette Adelaide hätten den Altar gestiftet und damit ihr Gelübde erfüllt, nachdem 1662 endlich der ersehnte Thronfolger zur Welt kam: Max Emanuel.

    4| Die Felder um Weng, ab 1702 Exerzierplatz der Landfahne des Gerichts Mauerkirchen. 1701 bricht der Krieg um das Spanische Erbe aus. Kurfürst Max Emanuel rüstet auf und befiehlt 1702 die Neuorganisation der Landesdefension. Die ledigen Burschen exerzieren jeden Sonntag nach der hl. Messe – äußerst widerwillig.

    5| Blick nach Altheim. JGMs Eltern – Cyprian Meindl und Maria, geborene Deixler vom Kasingergut in Hauserding, leben von 1698 bis 1709 in Altheim und führen das Brauhaus Nummero 50, nachmalig Raschhofer, heute Volksbank. Das Tafernwirtshaus in Weng führt derweil, also auch 1705/06, Joachim Deixler.

    6| Weng „am Grieß“, das Leiden des Volkes. Im Jänner 1706 wurde Michael Wirrer begraben, „von berittenen Ungarn getötet“ - von Kaiserlichen Truppen, die Bayern wieder einnehmen. Und deren Opfer auch der Wirt zu Leithen, der Horröcker zu Mankham und der Herl zu Leithen wurden, wie auch Adam Strasser in Waasen.

    7| Blick auf Weng, das Leiden des Volkes. Im Jänner 1706 klagt die Pfarre Weng, wie auch Altheim, Burgkirchen, Mining und St. Peter: „Nach der Submittierung Braunaus wurden sie vollständig ausgeplündert. Sie sind in so elenden Stand gesetzt, dass sie die größte Armut erleiden müssen.“

    8| Panorama am Berimo, Blick nach Bayern. Wie um Höhnhart und Weilhart erhob sich im November 1705 auch im Rottal das Volk, die Tausendschaften sammelten sich in Ering: „Die Belagerung von Braunau und Schärding war mit dem Meindl beschlossen.“ Ering wird 1706 auch Sammelplatz des Entsatzheeres von Vilshofen.

    9| Moosbach, Pfarrkirche. Wolfgang Balthasar Türk (1649-1719), Pfarrer von Moosbach, Mining, Weng (1689\92-1719). Bei ihm erhielt der kleine JGM, der 1689 sieben Lenze zählte, wohl seine erste Schulbildung. Anders als seine adeligen Vorgänger und Nachfolger, war Türk als Sohn des Wirtes von Neuhaus Bürgerlicher.

    10| Moosbach, Pfarrhof. In der Sterbematrik vom Jänner 1706 ein beredter Eintrag. Aus dem „gewaltsamen Eindringen“ der Husaren wird der „Einmarsch gegen rebellische Bauern“. Sympathie für die Aufständischen, Aversion gegen die Kaiserlichen? 1703 litt ja auch der Pfarrhof unter den Plünderungen der Kaiserlichen.

    -| Labstation

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  3. 11| Waasen, das Leiden des Volkes. Wie angedeutet, wurde im Jänner 1706 Adam Strasser, Binder in Waasen, von Kaiserlichen Reitern getötet. In Weng wurden vier Mann niedergehauen, in Schweigertsreith das Dorf niedergebrannt. Im Rottal hinterließ das Massaker von Aidenbach in mancher Pfarrei „schmerzliche Lücken“.

    12| Reisedt. Im Mai 1703 steht eine Preileithner-Tochter im Totenbuch. An diesem Tag plünderten Kaiserliche Reiter auch in Moosbach. 1702 hatte sich der Kurfürst gegen das Reich gestellt, der Reichstag erklärt den Reichskrieg. 1703/04 leidet das Innviertel unter Quartierslasten und Raubzügen – von beiden Parteien.

    13| Zu unserer Rechten Mauerkirchen. Hier wurde Cyprian Meindl als Spross einer Dynastie von ehrenfesten Brauherren, Bierschänken und Ratsmitgliedern geboren. Das Stammhaus dürfte das heutige Gasthaus Ginzinger sein. Mauerkirchen liefert mit dem Scharmützel vom 6. November auch ein erstes Datum des Aufstandes 1705.

    14| Zu unserer Linken Schachawald/Höhnhart. Diese Gegend war erster Herd, dieser Wald war letzte Zuflucht der Aufständischen 1705/06. Noch im Sommer 1707 versteckten sich Rebellen im Wald. Auf diese Gegend sei „gute Spähe“ zu halten, hier sei ein erneuter Aufstand „am meisten zu besorgen“, schrieb München 1707.

    15| Schweigertsreith, das Wirtshaus. Der Wirt gilt mit Johann Georg Meindl als ein „Haupturheber“ und „Haupträdelsführer“ der Rebellion. Wie Meindl konnte er nie gefasst werden, die Kaiserlichen brannten 1706 das Wirtshaus und den Ort nieder. 1707 heißt es, der Wirt sei einer der letzten im Höhnhart versteckten Rebellen.

    16| Ausklang: Wir schlagen uns als Kraxenträger durch das feindliche Österreich in das ebenfalls aufständische Ungarnland. Oder aber wir streuen dies nur als Gerücht und verbergen uns im Höhnhart; oder gehen über die Grenze nach Salzburg; oder fahren einfach zurück nach Weng.

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  4. zu 5. : Brauhaus 50, ist das nicht die Oberbank?

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  5. die streckenkarte meldet ein obacht! mit schweigertsreith also 561 meter (über der adria am molo sartorio von triest in altösterreich) haben wir heuer einen neuen höhenrekord zu erklimmen. der wanderwart empfiehlt sauerstoff oder ähnlich lebenselixier im survivalgebinde mitzuführen.

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