Freitag, 12. März 2010

Irdisch Leben - Himmlisch sterben

Lothar Bodingbauer hat sich die Bilder und Darstellungen in und an unseren Kirchen genau angeschaut und dabei so manche Botschaften entdeckt:
Was verraten die prachtvollen Grabdenkmäler der Pfarrkichen Mining und auch Moosbach über die Adelsgeschlechter unserer engeren Heimat, über deren Wirken zu Lebzeiten und deren Vorsorge für das Seelenheil?
Und warum sind die Außenmauern der Pfarrkirche Weng mit Grabtafeln vollgepflastert – aber ohne die Spur eines Adeligen?
Das wir uns Lothar am 25. März alles erzählen.

Also:
Lichtbildvortrag
Donnerstag, 25. März ,19:30 im kleinen Zillnersaal in Weng

6 Kommentare:

  1. Durch den Exo-200-Vorstoß entdecken nun auch andere das Faszinosum der Botschaften der Bilder.

    Die Salzburger Nachrichten schreiben am Samstag, 20. März, von den "Bildern, die Türen öffnen".

    Zitiert wird dabei die Arbeit von Timothy Brook über Jan Vermeer:

    "Timothy Brook nimmt ihn beim Wort. Genauer gesagt beim Bild. Der Kanadier kaufte sich mit zwanzig Jahren ein Fahrrad und tourte durch die Niederlande. Delft und Vermeer sollten ihn nicht mehr loslassen. Jahre und eine Karriere als renommierter Sinologe später bringt er fünf Gemälde des Künstlers zum „Sprechen“. Einzelne Gegenstände darauf öffnen für ihn Türen in die dahinterliegende Welt des 17. Jahrhunderts, die eine Grundlage der heutigen ist.

    Der prächtige Filzhut des Offiziers in „Der Soldat und das lachende Mädchen“ etwa ist aus dem Fell der in den östlichen Wäldern Kanadas gefangenen Biber hergestellt, das europäische Entdecker von nordamerikanischen Indianern im Austausch gegen Waffen bekommen. Biberpelze wiederum finanzieren die Reisen von Seeleuten, die neue Routen nach China suchen. Dort kaufen Europäer – mit Silber, das sie als gekonnte Ausbeuter in Peru münzen – in großen Mengen Porzellanwaren. Ähnlich jener Schale, die in der „Briefleserin am offenen Fenster“ zu begutachten ist. Jeder niederländische Haushalt, der auf sich hält, trachtet danach, solches Geschirr in die Vitrine zu stellen. [...]"

    Und so skizziert Timothy Brook anhand Vermeers Bildern Wirtschaft, Mobilität und Kultur dieser Epoche.

    Timothy Brook: Vermeers Hut. Das 17. Jahrhundert und der Beginn der globalen Welt, Edition Tiamat, Berlin 2009.

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  2. DER GEMEINSAME URSPRUNG

    Weng, Mining und Moosbach wurden einst als Pfarrverband gegründet. Wobei dieses "einst" mehr als tausend Jahre in der Vergangenheit liegt.

    Die Christianisierung in Mitteleuropa begann nach dem Jahre 600 unserer Zeitrechnung. Als "Missionar der Baiern" gilt Eustasius (560-629), Gründer des Klosters Weltenburg und Patron der Irrsinnigen und Besessenen.

    Die Christianisierung wurde in strategischen Schritten vorangetrieben, von denen Lothar Bodingbauer drei nennt:

    (1) Das Stammesgebiet der Baiern wird in die vier Bistümer Passau, Salzburg, Freising und Regensburg geordnet, was anno 739 durch Bonifatius, "den Apostel der Deutschen", geschah.

    (2) Innerhalb dieser Bistümer werden sogenannte Urpfarren gegründet, wie zum Beispiel St. Laurenz in Altheim oder Pischelsdorf am Engelbach.

    (3) In einer nächsten, weiteren Gliederung entstehen Pfarrverbände - wie Weng, Mining und Moosbach.

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  3. DIE UNTERSCHIEDLICHE ENTWICKLUNG

    Die Betrachtung der Kirchen und ihrer Grabdenkmäler zeigt die unterschiedliche Entwicklung, welche die drei Pfarren innerhalb des gemeinsamen Verbandes genommen haben.

    Moosbach zeigt sich als die Kirche der Pfarrherren, Mining als die Kirche der Adelsgeschlechter, Weng als die Kirche des Volkes, der Bürger.

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  4. Weng dürfte zunächst das Zentrum des Pfarrgebietes gewesen sein. Später wurde Moosbach zum Sitz der Pfarrherren. Und weil auch Mining zu diesem Pfarrverband gehörte, trug der Pfarrer anno 1420 den Titel "Pfarr- und Kirchherr von Weng und Münning zu Moospach" (Manfred Germann, 1984).

    Im Jahre 1784 wurde Weng eigene Pfarre. Im Jahre 1891 auch Mining.

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  5. ...was für die Grabdenkmäler unserer Kirchen, also für die Bilder und ihre Botschaften, bedeutet:

    Moosbach trägt die Grabdenkmäler der Pfarrherren "zur ewigen Erinnerung". Die Denkmäler stammen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.

    Mining trägt die Grabdenkmäler der Adelsgeschlechter der drei Schlösser Frauenstein, Mamling und Sunzing. "Sie hatten hohe und höchste politische Ämter inne", weiß Lothar Bodingbauer über den Rang dieser Adeligen.

    Weng trägt die Grabdenkmäler des einfachen Volkes. "Die vielen Grabplatten an den Außenmauern der Kirche sind zeitlich gesehen frühestens nach dem Revolutionsjahr 1848 angebracht worden", beobachtet Lothar Bodingbauer. 1848, als aus Untertanen freie Bürger und der Bauer zum Herr seines Besitzes wurde. "Diese Bauern ließen sich, das Beispiel der Adeligen und Pfarrherren nachahmend, Grabplatten setzen", wertet Lothar Bodingbauer.

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  6. "Eindrucksvoll, aber erschütternd, die Tafeln vieler Jungbauern, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten. Einzelne Bauersfamilien traf es schwer, wenn innerhalb kürzester Zeit etwa zwei Söhne im Krieg fielen (zum Beispiel Johann und Julius Bruckbauer, beide 1942 an der Front gestorben). Wie kamen die am Hof schuftenden Frauen und Männer mit dieser Notsituation zurecht? Wie meisterten sie die Situation?", liest Lothar Bodingbauer die Botschaften der Grabdenkmäler.

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