Freitag, 26. November 2010

Winterweihnachtswichtelwandern

Die organisatorischen Vorbereitungen für die WWWW2010 bespricht Exo 200, die Möglichkeit zur körperlichen Standortbestimmung und Ertüchtigung des Leibes bietet der ORF Oberösterreich mit einer vorweihnachtlichen Wanderung über die passende Distanz von 16 Kilometern am Sonntag, 5. Dezember, in Braunau.

12.12.2010:
Genug der Besprechung, die Entscheidung steht. Die WWWW2010 am Dienstag, 28. Dezember, führt von der G´meiddebeng Weng nach Aspach zum Zwink.

23.12.2010:

VOLL BEINAND
DURCHS
HÜGELLAND

9 Kommentare:

  1. Voll beinand durchs Hügelland? Dieser Spruch ist wohl als Motto für die gediegene WWWW kaum zu gebrauchen. Allerdings lockt ein Thema wie "Wir durchschreiten die geologischen Formationen unserer Heimat, Teil 2" ja auch keinen hinter dem Ofen hervor.

    Jedenfalls durchschreiten wir bei der WWWW 2010 wieder eine der geologischen Formationen unserer Heimat und tauchen quasi ein in die nächste Naturraumeinheit.

    http://www.land-oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xchg/SID-1BC1CF02-1CFE4D78/ooe/hs.xsl/44369_DEU_HTML.htm

    Nachdem die WWWW 2009 mit der Durchquerung des Inntals prunkte, lässt die WWWW 2010 das IHH Inn- und Hausruckviertler Hügelland erleben, dabei den HKW Hausruck und Kobernaußerwald im steten Blick habend.

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  2. Stichwort Geologie. 25.000 Jahre vor unserer Zeit schufen die Leute in ganz Europa Statuetten wie die Venus von Willendorf. Das ganze spielte sich in der letzten Eiszeit ab, die noch einmal einen Höhepunkt erreichen und so um 12.000 vor unserer Zeit aber schon ihr Ende finden sollte. Das Ende der Eiszeit gab denn auch dem Innviertel sein Gesicht mit dem heutigen Tal des Inns und den Hügeln in der Landschaft.

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  3. Dazu Michael Hohla, Obernberg, in "Geschichte unserer Landschaft" in "Streifzüge. Land am Inn" (Aumayr Druck und Verlag 2010):

    "Meine Vorstellungskraft reicht bis in die Zeiten zurück, wo es unsagbar kalt war, die letzte Eiszeit, die sogenannte Würm-Eiszeit. Das Gebiet, das wir heute Innviertel nennen, zeigt sich außerhalb der vergletscherten Regionen als eine baumlose, unwirtliche Steppenlandschaft. Eiskalte, strenge Winde wirbeln viel Staub auf, welcher als Löss an begünstigten Stellen liegen bleibt. [...] Eiszungen des sogenannten Salzachgletschers wälzen sich über das westliche Innviertel und arbeiten sich in Richtung Norden bis zum heutigen St. Radegund vor. Die Eismassen dieses Gletschers erreichen bei ihrem Höchststand eine Mächtigkeit von geschätzten 400 Metern."

    Als diese Eismassen schmelzen, spielt es sich ab.

    "Etwa 11.600 Jahre vor der Jetztzeit [...]. Die riesigen Wassermassen der abschmelzenden Gletscher transportieren Unmengen von Gestein und Geröll, Flüsse schneiden sich tief ins Land. Vor meinen Augen heben und senken sich im Zeitraffer ganze Regionen. Schotterdecken werden durch die Kraft des Wassers immer wieder umgelagert. Die nach und nach geringer werdenden nacheiszeitlichen Abflüsse hinterlassen eine wunderbar abgestufte Terrassenlandschaft."

    Diese Terrassen hinab gen Inn stiegen wir eben bei der WWWW 2009. Raumeinheit Inntal.

    Hohla weiter: "In unseren fruchtbarsten Regionen wie etwa an den Lösshochterrassen am Inn siedeln nun - cirka 8.000 Jahre vor der Jetztzeit - erstmals Menschen, nachdem [...]"

    Lösshochterrassen wie in Weng-Burgstall. Raumeinheit Blickrichtung Hügelland.

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  4. Unter dem Löss finden sich freilich Schotter, Sande, Schlier und Zeug, aber das würde hier zu weit führen. Jedenfalls betritt 8.000 Jahre vor unserer Zeit auch der Innviertler die Bühne.

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  5. Was macht er also nun, der Mensch im Innviertel? Er macht Jungsteinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Römerzeit, Mittelalter, Neuzeit/Moderne, Industriezeit und Digitalzeit und beweist damit den Mut zur Veränderung. Er lebt und werkt, liebt und rauft, hod ned z´vui und trogd ned z´schwa. Er fürchtet auch nicht, dass ihm der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Nur eines will ihm nicht so recht aus eben diesem Kopf gehen: dass eine neue Eiszeit seinen schönen Wurzgarten wieder in eine öde Steppe wandelt. Zugeben tut er´s freilich nicht, aber hin und wieder blickt er bang aufs Wetterhäuschen.

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  6. Der Mensch in Treubach erschrickt darum nicht schlecht, als er nach den 1310er Jahren aus dem Fenster schaut. Harte Winter und schlechte Ernten, Stürme und Überschwemmungen, Unruhen und Kriegsläufte zeugen von einem Wandel des Klimas: die Kleine Eiszeit ist gekommen. 1342/43 bringt Sintflut und Hunger, 1348/50 Pest und Sterben, 1363/64 den Tiroler Erbfolgekrieg auch in unserer Gegend. Der Mensch in Treubach vergräbt seine 2.000 Münzen. Sicher ist sicher.

    Der Mensch in Roßbach erschrickt darum nicht schlecht, als er im 2010er Jahr aus dem Fenster schaut. Immer wieder Starkregen, immer wieder "Land unter" im Gemeindegebiet. Warum? Architekten? Landwirte? Klimawandel? Versinken nicht nur Kiribati, Tuvalu und die Malediven, sondern auch Roßbach? Ironie, und akkurat die Klimabündnisgemeinde wird zum Opfer der Klimasünderwelt? Noch ist man unsicher.

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  7. Der Mensch in Aspach pfeift auf Erdgeschichte und Klimageschichte und hält viel mehr auf Kulturgeschichte. Darum taugt ihm auch das 18. Jahrhundert, um 1750 barockisiert er die Pfarrkirche, 1777 gründet er die Brauerei. Bier & Barock, wieder mal.

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  8. Häh, ich seh schon, wir hätten ein Faltblatt machen sollen :-))

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  9. Oder eine Drehscheibe anstelle des Faltblattes. Denn: Alles greift ineinander. Es stimmt schon, dass die Kulturgeschichte des Bierbrauens nicht ohne die Naturgeschichte des Klimas erklärt werden kann.

    "Selten ein Schaden, der nicht auch was Gutes hat", sagen ja die Aspacher. Denn erst die besagte Kleine Eiszeit führte zur weiten Verbreitung des Bieres auch in unserer Gegend.

    Schon zur Römerzeit wurde bis hoch zum Limes Wein angebaut, im Mittelalter erreichte der Weinanbau in unseren Breiten seinen Höhepunkt. Ortsnamen wie Hinterweintal und Oberweintal in der Gemeinde Weilbach, Weinberg in der Gemeinde Wippenham oder Oberweinberg und Unterweinberg in der Gemeinde Schalchen, aber auch Familiennamen wie der des Abgeordneten Weinberger Franz erinnern an diese Zeit. Das kalte Klima der Kleinen Eiszeit aber machte den Reben den Garaus, sorgte jedoch für viel Eis, das die Keller füllte und das Bierbrauen förderte. Das Bier löste den Wein als Volksgetränk der Innviertler ab.

    "Selten was Gutes, das nicht auch einen Schaden bringt", sagt man ja über die Aspacher. Bierbrauen wurde also zum Volkssport der Innviertler und der Bayern. 1777 auch in Aspach. Wie noch heute scheint dem Aspacher Bier aber von Beginn ein zweifelhafter Ruf anzuhaften. Nachdem 1777 die Aspacher Brauerei gegründet war, beginnt 1778 auch schon der Streit und 1779 stößt Bayern Aspach und das Innviertel ab.

    Randbemerkung: Ein Aspach-Wildenauer freilich hat wieder mit dem Weinbau begonnen, Alfred Nußbauer pflegt seit 1997 den Weingarten "Kirchheimer Südhang" in Kirchheim im Innkreis.

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