Donnerstag, 5. Mai 2011

Wir entdecken unsere Heimat


Hans Plank. Bauernhof am Horizont. 1975, Öl auf Leinwand.

Das "Land der Berge, Land am Strome" besingt die Bundeshymne. Die Landschaft "Von den Höhen am Schacha zu den Terrassen des Inn" zeigt sich in Weng im Innkreis. Auf Einladung von Exo 200 hält Konsulent Michael Hohla zu diesem Thema einen Lichtbildvortrag. Aus der Reihe "Wir entdecken unsere Heimat. Geschichte - Gegenwart - Zukunft". Am Donnerstag, 12. Mai, um 20 Uhr im Kleinen Saal im Gasthaus Zillner, Weng. Eintritt: freiwillige Spende.

9 Kommentare:

  1. 1
    Gut besucht, ein Beleg für das Interesse am Thema. Michael Hohla belohnt mit Wissensschatz und Vortragskunst gleichermaßen.

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    „Auch sowas kann schön sein“, ist eine zentrale Aussage des Abends. Getreu dem Gedanken der Reihe „Wir entdecken unsere Heimat – der Fachmann lenkt den Blick“. Und der Fachmann betont, dass es bei uns viel zu sehen gibt. „Immer wieder zieht es mich nach Weng“, erklärt Michael Hohla. Denn: „Weng hat einiges zu bieten.“ Dass dies so bleibe, sei ein Ziel des Vortrags. Schön wäre es, würden die Wenger die bedrohten Lebensräume wie die gefährdeten Pflanzenvorkommen schätzen lernen und schützen wollen.

    3
    Die Rückmeldungen lassen vermuten, dass der Vortrag durchaus einen Schritt in Richtung dieses Zieles bewirkt hat.

    4
    Irgendwie schon gut, zu hören, dass der Botaniker in Weng vieles zu finden vermag. Irgendwie weniger gut, dabei zu hören, dass dies im großen Weng nur ein paar kleine Flecken betrifft.

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  2. Geschichte – Gegenwart - Zukunft

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  3. 5
    Geschichte
    Die Grundlage: die Landschaft. Jahrmillionen, Alpenfaltung, Molassemeer und dergleichen vorausgesetzt - das Gesicht unserer Landschaft erhielt seine letzte Kosmetik in den Eiszeiten (und ihrem Ende 12.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung). Stichworte Schmelze und Schotter, Steppe und Staublehm.

    Mit Bezug zur Gegenwart ließe sich sagen: Der Inn prägte (Hochterrasse aus Riß und Niederterrasse aus Würm), die Loch verfeinerte (Bachbette, Moosbachtal).

    Als Vergleich:
    Weng ist anders als Moosbach;
    Weng ist Inntal, Moosbach IHH Innviertel-Hausruck-Hügelland;
    Weng ist Schotter, Moosbach ?;
    Weng ist mager/trocken, Moosbach feucht.

    Achja, zum Wald: Unsere Gegend als solche wäre Buchenland.

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  4. 6
    Gegenwart
    Was ist für den Botaniker in Weng das Besondere?
    Zum Beispiel die Hainbuchen, vor allem aber die Magerwiesenböschung. Die Magerwiesenböschung gilt in Oberösterreich als der Lebensraum, der am meisten vom Verschwinden bedroht. Und mit dem Lebensraum auch die Artenvielfalt. In Magerwiesenböschungen gibt es um die 333 Pflanzenarten - 222 von ihnen sind bedroht. In der Magerwiesenböschung von Weng kann Michael Hohla auf die Gache 88 Pflanzenarten zählen – die Nutzwiese am Fuße der Böschung besteht vielleicht aus 22 Arten.

    Um Namen zu nennen: Knöllchensteinbrech, Pechnelke, Sonnenröschen, Genfer Günsel. Interessant daran ist, dass so manche Pflanze in Weng eines ihrer letzten Vorkommen findet. Interessant daran ist auch, dass durch Michael Hohla Weng als „locus classicus“ in die Literatur Eingang findet – als Fundort einer erstmals beschriebenen Pflanzenart mit Namen...?

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  5. 7
    Zukunft
    Warum Vielfalt?

    7.1 Vielfalt um der Natur Willen.
    Um kurz auszuholen. „Das einzig Konstante ist der Wandel“, lautet ein Stehsatz der Postmoderne. „Alles fließt“, heißt das entsprechende Allgemeingut seit der Antike. Soll heißen: Leben ist Wandel. Wandel wirft Fragen auf. Fragen brauchen Antworten. Aus der großen Vielfalt findet sich die passende Antwort. Vergleiche: Evolution, Variation und Selektion. Kurz: Vielfalt sichert Überleben.

    7.2 Vielfalt um des Menschen Willen.
    7.2.1 Der Mensch als Botaniker. Die Vielfalt der Vorkommen füllt schöne Sammellisten und verzückt das Sammlerherz.

    7.2.2 Der Mensch als Wenger (auch der Nachwelt). Die Vielfalt der Vorkommen erfreut das Auge und allfällige weitere Sinne, Beispiel Pechfassen, Grillenkonzert und dergleichen.

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  6. 8
    In Stichworten durch die Geschichte:

    vor 12000 Jahren, nach der Eiszeit
    aus baumloser Steppe wird allmählich Wald - flächendeckend

    vor 7000 Jahren, Jungsteinzeit = die ersten Wenger
    auf dem fruchtbaren Lössböden lassen sich Bauern nieder; Funde in Burgstall

    Jungsteinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit:
    fast geschlossenes Waldgebiet, kleine Siedlungen am Rande der Hochterrasse
    also auch zur Zeit der Kelten vor 2500 Jahren.

    Fenster in die Vergangenheit: Tagliamento (Friaul, Italien), einer der letzten Wildflüsse der Alpen = wie Aenus/Inn früher war:

    vor 2000 Jahren: Römer
    „Mit seinen Wäldern einen schaurigen, mit seinen Sümpfen einen widerwärtigen Eindruck“ macht das Land der Germanen auf Tacitus (De Germania, 98 n.Chr.). Wobei das Innviertel ja Land der Römer war. Neue Pflanzen durch Römer.

    vor 1500 Jahren: Baiern
    Noch immer fast geschlossenes Waldgebiet,
    vor 1200/1000 Jahren Landnahme, Rodungen, Siedlungen, Ortsnamen

    vor 500 Jahren, Neuzeit
    Wälder zurückgedrängt/leergeräumt
    Ansichten von Hans Donauer der Ältere, 1590er Jahre

    1330/1530 Kleine Eiszeit nach Mittelalterlichem Optimum
    Holznutzung/Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Siedlungsraum
    Ackerbau und Viehzucht = Getreide und Weide
    Wälder dermaßen zurückgedrängt, sodass im 18. Jahrhundert Waldordnungen

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  7. 10 Eine Erkenntnis: Alles fließt

    Alles fließt, Natur und Kultur;
    Naturlandschaft und Kulturlandschaft – beide bedeuten Wandel
    Evolution: Arten entstehen, Arten vergehen,
    Menschenhand schafft Lebensraum, Menschenhand zerstört Lebensraum, Beispiel Wiese.

    Natur & Kultur, Klimawandel & Menschenhand, konkret:

    Beispiel 1: die Volksgetränke
    1337 Erste Kleine Eiszeit, Ende Weinanbau, Bier wird Volksgetränk
    1779 Innviertel zu Österreich, Most statt Bier, Bäume pflanzen, Getreide verkaufen

    Beispiel 2: von Mangellandschaft zu Überproduktion
    1830er Jahre, Priester von Eggstetten: „Noch bei Mannesgedenken fand sich die Kultur des Bodens […] in so kläglicher Verwahrlosung, dass allenthalben nur kärgliche Saatfelder, moosige Wiesen, dürre Heiden und finstere Waldungen zu sehen waren. Ein und das andere Gut ausgenommen, hauste überall ländliches Elend […] (Quelle Rudolf Vierlinger. Land am Inn, Band 17, Seite 23f., Vierlinger, 1996)

    Spätestens im 20. Jahrhundert: Flusskorrekturen, Entwässerungen, Kunstdünger, Mais > Intensivnutzung

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  8. 11 Eine Ergänzung

    „Das Fazit ist eindeutig: Weit mehr als die Umweltverschmutzung hatte die moderne Landwirtschaft den Artenreichtum der europäischen Landschaften beeinträchtigt und zu starken Rückgängen bei vielen Arten sowie zu flächigen Verlusten von besonderen Biotopen geführt.“ (Josef Reichholf 2009. Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends. Seite 267. Fischer Taschenbuch Verlag, 2009)

    Versus „Alles fließt“

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  9. 12 Noch eine Ergänzung

    Moosbach 15. Mai 2011
    http://www.naturraum-moosbachtal.at/

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